Wie spielt man auswendig auf der Steirischen Harmonika?Das gilt übrigens auch für viele andere Instrumente, besonders auch für das Akkordeon.
Alle guten Musikanten spielen ihre Stücke auswendig. Sie möchten das auch können? Aber wie geht das? Ist es wirklich so schwer?Wenn Sie sich einreden, dazu nicht gut genug zu sein oder so etwas Schwieriges nie zu können, dann haben Sie natürlich Recht: Sie werden das nie können. Mit dieser vorgefassten Meinung Ihres Unterbewusstseins geht das nicht. Aber: wenn Sie denken, Sie könnten es versuchen, Sie werden es erlernen, auch Sie werden auswendig spielen - auch dann haben Sie natürlich Recht, unabhängig von Ihrem Können. Sie werden es erlernen. Es ist übrigens gar nicht so schwer. Jeder kann es erlernen. Man muss ja nicht gleich mit dem Zigeunerfaschingsmarsch oder mit einem der momentan angesagten wunderschönen, aber sauschweren Stückln vom Pixner beginnen. Beginnen Sie doch mit etwas einfachem, mit etwas, das Sie auch singen können. Vielleicht kann Ihr erstes Auswendig-Stück die Ennstaler Polka sein. Oder auch das Hänschen klein. Und wenn Sie die Ennstaler Polka wirklich auswendig spielen können, dann weiß es auch Ihr Unterbewusstsein: Auch Sie können auswendig spielen. Sie müssen es nur tun. Aber wie beginnen?Meine Partnerin, eine Lehrerin, sagt, es gäbe einige Lerntypen. Nun lese ich in Wikipedia, dies sei wissenschaftlich überholt und werde heute abgelehnt. Ich verwende den Begriff trotzdem, da er recht anschaulich beschreibt, mit welchen Methoden man eine Melodie auswendig lernen könnte. Im Prinzip verwende ich hier folgende Lerntypen:
Aber natürlich gibt es jede Menge Mischtypen, die irgendwo zwischen diesen Typen liegen. Ich meine, das folgende gilt für jeden Menschen, egal, bei welchem Lerntyp er sich einreiht. Aber trotzdem: auch Ihr Gehirn funktioniert nicht nur nach diesen Typen. Zuerst: Woraus besteht Musik?Sie besteht aus drei Komponenten: aus Rhythmus, aus Melodie und aus Harmonie. Und nur diese drei Komponenten müssen Sie auswendig können. Musik besteht also nicht aus schwarzen Punkten auf weißem Papier, egal ob Sie diese Noten oder Griffschrift nennen. Diese schwarzen Punkte sind sehr gut geeignet, etwa ein neues Stück zu erlernen, oder als Gedächtnishilfe, wenn man es bereits erlernt hat und zwischendurch nicht weiß, wie es weiter geht. Aber als Hilfe zum Auswendigspiel können Sie diese schwarzen Punkte ruhig vergessen. Ihr Unterbewusstsein kann damit nichts anfangen. Versuchen Sie daher bitte nie, Griffschrift auswendig zu lernen. Ihr Gehirn könnte damit höchstens dann etwas anfangen, wenn Sie ein Savant mit fotografischem Gedächtnis wären. Melodie-GedächtnisRhythmusDer Rhythmus ist eigentlich nie ein Problem, ist leicht. Jeder Anfänger kennt ziemlich bald den Polka- oder Walzerrhythmus oder vergleichbares. Das braucht man nicht zu erlernen, das geht bald von selbst ins Fingergedächtnis über. Übrigens, genau dazu ist das Fingergedächtnis gut. Und wenn Sie trotzdem mit dem Rhythmus Schwierigkeiten haben, dafür habe ich einige Übungen bereitgestellt, etwa Rhythmus-Übungen oder Bassrhythmus für Anfänger. MelodieWenn Sie sich die Melodie merken, einstimmig, nur die Hauptmelodie oder von mir aus die Oberstimme, haben Sie den ersten Schritt zum Auswendigspiel schon getan. Dazu hilft vielleicht: Singen Sie beim Musizieren nach Noten (oder etwas schwieriger nach Griffschrift) die Melodie mit. Wenn Sie die Melodie bereits auswendig singen können, um so besser. Ach - Sie können nicht singen? Sie singen immer falsch? Wenn Sie sich das irgendwann eingeredet haben, wenn Ihr Unterbewusstsein das so erfahren hat, wird es schon so sein. Siehe ganz oben. Aber auch Ihr Gehirn kann singen. Jedes Gehirn kann das. Singen Sie im Geist mit, das genügt. Früher als Sie glauben, hat Ihr Gehirn sich die Melodie gemerkt. Und vielleicht erfahren Sie dabei, dass auch Sie singen können, aber das ist ein anderes Thema. Natürlich, eine einprägsame Melodie, einen "Ohrwurm" merkt man sich leichter. Und mit Liedtext, sei er auch noch so blöd, geht es noch einmal leichter. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum so viele, oft ziemlich rhythmisch unlogisch aufgebaute Zwiefache einen eigentlich blöden Text haben: um sich die Schrittfolge besser merken zu können. Aber deshalb können Sie noch immer nicht auswendig spielen? Schon gar nicht mehrstimmig? HarmonieVersuchen sie einmal, sich den folgenden Satz zu merken: "Huomenna sää on parempi kuin tänään." Sie werden es vielleicht nicht schaffen. Ein Tipp: lernen Sie finnisch, dann verstehen Sie alles, dann wissen Sie genau, das bedeutet: "Morgen ist das Wetter besser als heute." Und das können auch Sie sich leicht merken. Alles, was ich verstehe, merke ich mir leichter. Das gilt genauso für die Musik. Daher ist es sehr hilfreich, nicht nur die Melodie zu erlernen, sondern auch die Harmoniefolge und Mehrstimmigkeit zu verstehen. Erlernen Sie die Sprache der Musik, die Harmonielehre. Das geht übrigens viel leichter, als eine Fremdsprache zu erlernen. Sie brauchen dazu kein Hochschulstudium, geringes Wissen reicht meist, sich eine Melodie, ein Stück leichter einzuprägen oder auswendig zu lernen. Und auch wenn Sie keine Noten lesen können, aber Griffschrift, so ist es ganz leicht. Praktisch alles in den Noten verstehen Sie ja bereits, nur die Tonhöhe ist zum Singen geeigneter aufgeschrieben, dient nicht nur zum Knöpfedrücken. Ein sehr geringes Maß an Kenntnis der Harmonielehre hilft schon beim Verständnis des Melodieaufbaues. Über die Harmonielehre allgemein oder für Harmonikaspieler habe ich bereits einiges auf meinen Seiten geschrieben. (Siehe Links ganz unten.) Daher hier nur ziemlich vereinfacht, am Beispiel der Ennstaler Polka, 2. Teil, in Griffschrift und in Notenschrift, weil ich den 2. Teil bereits mit einem Liedtext veröffentlicht habe: Volksmusik besteht überwiegend aus zwei Harmoniestufen:I. Stufe (auf der Harmonika im Zudruck zu spielen) V. Stufe (auf der Harmonika im Aufzug zu spielen) Zu I: Griffschriftspieler erkennen die I. Stufe am Unterstrich (mit Spiel in der Grundreihe), Notenspieler (zumindest bei den von mir veröffentlichten Noten) am Begleitakkord ohne angehängte 7, also in D-Dur "D". Und man sollte auch wissen: harmonisch passt jeder Dreiklangs-Ton, also jeder Ton in der gleichen Reihe der Harmonika. In D-Dur sind das die Töne "D", "Fis" und "A", also der 1., 3. und 5. Ton der Tonleiter. Zu V: Die V. Stufe erkennen Harmonikaspieler am Fehlen des Unterstrichs, Notenspieler (bei vielen, etwa bei allen von mir veröffentlichten Notenblättern) am Begleitakkord mit angehängter 7, also in D-Dur "A7". Und man sollte auch wissen, dies ist ein Dominant-Sept-Akkord, also ein Vierklang, harmonisch passt jeder Ton dieses Akkordes, also jede Taste in der selben Reihe der Harmonika. Das sind in D-Dur verkehrt (bzw. A7) die Töne "E", "G", "A" und "Cis", also der 2., 4., 5. und 7. Ton der Grund-Tonleiter. Für den Anfang genügt dieses Wissen bereits, es gilt übrigens für jede Melodie und angepasst (transponiert) auch für andere Tonarten. Und nun wieder zur Ennstaler Polka. Ich habe sie in Griffschrift und in Notenschrift veröffentlicht, bitte öffnen Sie eines davon: Sie erkennen nun, das Stück beginnt mit einem Takt I. Stufe, zwei Takten V. Stufe und einem Takt I. Stufe, und dann das Ganze noch einmal mit einer geringen Melodie-Änderung am Schluss der Melodie. Und das können auch Sie sich blitzartig merken. Und nun fällt Ihnen die Verbindung Melodie-Harmonie leicht. Ich verrate Ihnen noch einen wichtigen Vorteil, sich die Harmoniefolge zu merken. Falls Sie bei der Melodie unsicher sind, spielen Sie einfach weiter. Passen Harmonie und Rhythmus, merkt keiner, dass Sie geschummelt haben. Und wenn doch, ist es einfach eine neue, sicher wunderschöne Variante. Allerdings sollte auch Ihre Körpersprache passen. Schauen sie selbstbewusst drein, dann gefällt auch Ihnen vielleicht die neue Version. Motorisches oder Finger-GedächtnisÜber das Üben habe ich eine eigene Seite veröffentlicht: Üben. Natürlich kann man ein Stück so lange üben, bis die Finger automatisch, also ohne Nachdenken, das Richtige spielen. Bei der Bassbegleitung wird das ohnedies auch vom Anfänger bald vorausgesetzt. Niemand schaut während des Spiels nach, welcher Finger welche Bass-Taste drückt, außer ganz am Anfang. Das geht bald automatisch, aus dem Fingergedächtnis, auch Körpergedächtnis genannt. Ach, Sie wissen nicht, was das Fingergedächtnis oder Körpergedächtnis ist? Können sich nichts darunter vorstellen? Können sie Radfahren? Oder Autofahren? Stellen sie sich vor, Sie fahren auf einer schnurgeraden Straße, sehen aber, die Straße macht auf einmal eine ganz leichte Kurve. Natürlich können sie die Lenkstange leicht drehen und sich vielleicht sogar leicht in die Kurve legen - oder Sie drehen am Lenkrad. Aber wenn sie wirklich fahren können, brauchen Sie an das alles nicht mehr zu denken, Sie können das lustige Liedlein weiter singen, das Ihnen soeben im Kopf steckt, denn alles andere erledigt Ihr Körpergedächtnis ganz automatisch für Sie. Das funktioniert bald beim Bass, vielleicht auch bei der Melodie - im Prinzip. Es ist nur etwas mühsam, sich ein ganzes Stück mit mehreren Melodien so einzuüben. Und wenn Sie nicht nur ein Stück, sondern vielleicht zehn oder fünfzig Stückln auswendig spielen möchten, - oder viele hundert so wie ich, - geht das dazu notwendige Üben - und Üben - und Üben - vielleicht ziemlich bald an die Grenzen Ihrer Leistungsfähigkeit. Man sollte nie so lange üben, bis es fad wird. Da bringt das Musikalische Gedächtnis doch schneller Erfolg. Ich würde das Fingergedächtnis (außer für Bass und Rhythmus) daher nur für kleine Musikteile empfehlen, etwa um den blöden Fehler, der mich immer an der gleichen Stelle ärgert, endlich auszumerzen. Dazu ein kleiner Tipp: Üben Sie ein kurzes Stück, etwa 2 oder höchstens 4 Takte so langsam ein, bis Sie es wirklich können, bis auch dieser blöde Lauf endlich rund läuft - dann erst etwas schneller - vielleicht noch etwas schneller - und erst wenn das wirklich geht, in der anzustrebenden Geschwindigkeit - endlich können Sie auch diesen blöden Lauf fehlerfrei spielen - und haben ihn im Fingergedächtnis. Das gilt übrigens für das ganze Stück. Ich kann jede Melodie erst wirklich spielen, wenn ich sie sowohl ganz langsam (etwa gefühlvoll für die Kirche), im Tanzrhythmus und auch sauschnell (als Beweis meiner Fingerfertigkeit) musizieren kann. Und besonders gut kann ich es, wenn ich die Melodie variieren, etwa bei der Wiederholung die Melodie etwas ändern kann. MustergedächtnisSind Sie ein eher optischer Typ, merken Sie sich vielleicht das Melodie-Muster, also ob die schwarzen Notenpunkte hinauf oder hinunter gehen. Leider bin ich selbst eher ein akustischer Typ, merke mir Melodien leichter, ich kann Ihnen dazu kaum etwas raten. Aber ich meine, es muss Notenschrift sein, Griffschrift hat keinen Musterverlauf, den man sich merken könnte. Notenschrift ist logisch aufgebaut, man sieht sofort den Melodieverlauf, kann sich daher das Melodiemuster einprägen und merken, kann danach singen. Das alles geht bei der Griffschrift nicht. Leider. Auch die Harmoniefolge folgt meist bestimmten Mustern, wie ich etwa auf Einfache Mehrstimmigkeit oder auf Hackbrettbegleitung teilweise angeführt habe. Melodie-GefühlJede Melodie ist weit mehr als die Summe schwarzer Punkte, sie löst etwa Gefühle aus. Beim Auswendiglernen hilft es sehr, wenn Sie sich diese Gefühle merken. Ist es eine forsche Polka, ein rhythmischer Boarischer, ein gefühlvolles Adventstück, ist vielleicht das Trio besonders gefühlvoll? Ein nur oberflächlich gelerntes Stück, ohne die musikalischen Inhalte zu erfassen, kann man sich nur schwer merken. Vor allem, schwungvolle, begeisternde Musik ist immer mehr, als etwa, was ja die Griffschrift suggeriert, auf der Harmonika zur richtigen Zeit die richtigen Knöpfe zu drücken. Sind Sie ein gefühlvoller Mensch? Mit Musik können Sie ihre Gefühle, Ihre Emotionen ausdrücken, versuchen sie es nur. Versuchen Sie, was es Ihnen sagt, Ihnen selbst, wenn Sie ein Stück leise beginnen, dann lauter werden, und wieder leiser. Oder wenn Sie manche Noten kurz, zackig spielen, oder weich, breit. Und wenn Ihnen das gelungen ist, nach Ihrem eigenen Gefühl gelungen ist - ich meine, dann können sie das Stück auch schon (fast) auswendig. VariierenIch spiele seit etlichen Jahrzehnten für meine Volkstanzgruppe. Das bedeutet auch, ich muss manche vielleicht einfache Melodien immer wieder wiederholen, bis die Tänzer einen neuen Tanz erlernt haben. Damit das für mich lustiger wird, ändere ich immer wieder etwas an der Melodie, spiele etwa ein Stück nicht in der zweiten, sondern in der dritten Reihe meiner Harmonika, oder eine Oktave höher, oder sogar in der ersten oder vierten Reihe. Ich baue auch an passenden Stellen Verzierungen ein, oder spiele die Melodie lauter, oder leiser, oder variiere den Rhythmus, allerdings, ohne ihn für die Tänzer wirklich zu verändern. Ich versuchen sogar, eine Melodie in allen vier Reihen der Harmonika zu spielen, und in jeder Reihe auch eine Oktave höher oder tiefer. Da gibt es noch viele andere Möglichkeiten. Es ist eigenartig, wenn man das kann, wenn man eine Melodie variiert, versteht man die Melodie auf einmal, und eine Melodie, die man versteht, merkt man sich auch. Übrigens, ein angenehmer Nebeneffekt ist auch, Ihr Spiel wird durch Variieren automatisch bunter, mitreißender, schwungvoller. SonstigesMehr StufenNatürlich besteht Volksmusik nicht nur aus I. und V. Stufe. Besonders die modernen Schreiber von "Volksmusikstücken" verwenden praktisch immer mindestens die IV. Stufe, die in der Überlieferung gar nicht so häufig vorkam. Es gibt auch noch die Doppeldominante, sowie II und VI, also die Moll-Stufen, die mir persönlich gut gefallen. Aber mehr gibt es bei Volksmusik eigentlich kaum. Das alles zu erlernen ist überschaubar. Und wenn Sie das Prinzip des Melodie-Aufbaues und der Mehrstimmigkeit einmal bei einfachen Stücken verstanden haben, ist das alles nur eine weitere leichte Erweiterung Ihres Wissens. Näheres dazu auf meiner Harmonielehre. ÜbungsgeschwindigkeitIch empfehle immer, auch beim Auswendiglernen, ganz langsam zu beginnen. Man sollte ohnedies jedes Stück in vielen Geschwindigkeiten spielen könne, von ganz langsam (etwa zum Adventsingen) bis viel zu schnell; dabei merkt man gut, was man noch üben sollte. Und vor allem: Zum Auswendiglernen ist langsames Spiel geeigneter, etwa so langsam, dass auch das Gehirn mit dem Mitdenken mitkommt. Wenn es langsam klappt, kann man ja wieder schneller werden. Und wie geht's weiter?Als nächste Aufgabe empfehle ich, genau so einfach, aber mit IV. Stufe, den Nickelsdorfer Schottisch, 1. Melodie, in Griffschrift oder in Noten. Ach, da habe ich keinen Text dazu geschrieben. Ich verrate Ihnen dazu meinen Text aus Kleinkindertagen, aber bitte sagen Sie ihn nicht weiter: Ist die schwarze Köchin da? Ja, sie ist schon da-a. Mit diesem super-intelligenten Text habe sogar ich mir das Stück gemerkt. Und wenn mir derzeit altersbedingt das Merken meiner vielen hundert Melodien schon etwas schwerer fällt, mit dem Merkwort "schwarze Köchin" fällt mir dieses Stück blitzartig wieder ein. Das folgende brauchen Sie nicht zu lesen. Aber wenn es Sie doch interessiert: die beiden anderen Melodien zum Nickelsdorfer Schottisch könnten auch Sie nun nach Noten erlernen und nicht nach Griffschrift. Alles, was Sie dazu brauchen, haben Sie ja jetzt bereits gelernt. Schwierigkeiten und ProblemeJetzt können Sie Ihre erste (oder siebenundzwanzigste) Melodie auswendig. Aber jetzt beginnen die Schwierigkeiten. Noch eine einfache ÜbungUm manche zu lange Druckpassagen etwas zu verkürzen, oder um gewisse Töne zu finden, die nur im Aufzug vorhanden sind, könnte man manche Melodieteile auch verkehrt spielen, die I. Stufe nicht wie oben angegeben im Zudruck, sondern in der nächst-inneren Reihe im Aufzug. Das ändert aber nichts am Melodie- und Harmonie-Aufbau. Ich muss mir nur beim Erlernen bewusst machen, was hier geschieht. Aufeinanderfolgende MelodienSie können also eine Melodie auswendig? Aber was kommt dann? Eine Wiederholung? Eine Wiederholung in einer anderen Tonart? Eine zweite (dritte, vierte) Melodie? Der Gesamt-Schluss? Die wenigsten Stücke bestehen aus nur einer einzigen Melodie, häufig sind es drei oder sogar vier Melodien, die sich bei jedem Stück in einer anderen Reihenfolge aneinander reihen. Alle dazu erforderlichen Übergänge muss man separat eintrainieren. Und dann sollte man sich rechtzeitig vor dem Ende einer Melodie bewusst machen, welcher Teil nun folgt, allenfalls mit einem kurzen Merkwort: "weiter", "zurück", "Anfang" usw. Auch Textteile eignen sich als Merkwort, wie ich oben angeführt habe. Ich empfehle vor allem, rechtzeitig daran zu denken, wie es weiter geht, welche Melodie als nächstes folgt. Spielt man eine Melodie zu Ende und überlegt dann erst, was kommt, so entsteht sicher eine unangenehme, weil ungewollte Pause. Da ist es doch viel besser, voraus zu denken, sogar zu überlegen, wie die nächste Melodie beginnt. Und kommt der Schluss, so sollte auch der vorher schon überlegt werden. Ich habe einmal gehört, vielleicht etwas übertrieben, aber sicher nicht falsch: Der Zuhörer sollte schon am Beginn der letzten Melodie an der leicht geänderten Spielweise merken, jetzt kommt der Schluss. Ein guter Schluss ist jedenfalls weit mehr, als einfach mit dem Spielen aufzuhören. Mein derzeitiges Problem ist, ich merke mir die Hauptmelodie leicht, doch zu Klarinette oder Okarina passt auf der Harmonika besser eine Unterstimme. Aber mit Hilfe der Harmonielehre ist auch das erlernbar. Methodisches LernenEine gute Methode ist: Spielen Sie die Melodie, die Sie auswendig können möchten (nur eine Melodie) nach Griffschrift (oder Noten) einmal durch, langsam, und versuchen Sie, sich Melodieführung und Harmonie bewusst zu machen. Bei der Wiederholung schauen Sie vom Notenblatt weg und spielen es auswendig. Erst wenn es halbwegs klappt, machen sie das Gleiche bei der 2. Melodie im Stück. Sollte es nicht gleich klappen, steht ja das Notenblatt da - aber nicht aufgeben, irgendwann können Sie es. Und spielen Sie dabei langsam, viel langsamer als Sie glauben, damit Ihr Gehirn mit dem Denken mitkommt. Übrigens, für diese Methode eignet sich Notenschrift besser, Melodieführung und Harmonie sind viel leichter zu erkennen als bei der musikalisch eigentlich unlogisch aufgebauten Griffschrift. Dort erkennt man ja eigentlich nur, welchen Knopf man drücken soll. Bei den Noten erkennt man sofort die Melodie, etwa zum Mitsingen. Deshalb veröffentlichte ich von Anfang an alle Stücke sowohl in Griffschrift (leicht erlernbar) als auch in Noten (leichter zu merken). Auf jedem meiner vielen Griffschrift- und Notenblätter gibt es unten einen Knopf zum Umschalten. Variieren und BetonenIch empfehle immer, nicht gleichförmig, also einschläfernd zu spielen, sondern das Stück zu variieren, einzelne Stellen oder Musikteile (Phrasen) besonders zu betonen oder zu verzieren, auch wenn das nicht in den Noten stehen sollte. Wenn Sie derartige Betonungen in Ihr Stück einbauen, wenn Sie überlegen, an welcher Stelle welche Betonung Ihrem Gefühl nach vielleicht passen könnte, dann verstehen Sie erstens den Sinn des Stückes sicher besser, können es daher gefühlvoller spielen, und zweitens, Sie merken sich das ganze Stück gleich viel besser, können es früher auswendig spielen, da Sie sich ja mit dem Sinn des Stückes und nicht nur mit seinen Noten befasst haben. HilfenIch verspreche Ihnen, mit den oben angegebenen Hilfen fällt auch Ihnen das Auswendigspielen leicht. Wenn nicht, wenn Sie irgend ein Problem haben, das ich nicht angeführt habe, oder wenn Sie etwas nicht verstanden haben, oder auch wenn ich etwas vergessen habe, bitte mailen Sie es mir, damit ich helfen kann. Und wenn Sie währen des Spielens Angst oder Lampenfieber bekommen, es doch nicht zu können, obwohl Sie es eigentlich bereits können - auch dazu habe ich einiges geschrieben, etwa auf Tipps und Tricks. Weiterführende LinksHier fasse ich einzelne der vielen von mir verfassten Seiten zusammen, die für dieses Thema hilfreich sind: |
Franz Fuchs Volksmusikschule
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