Ein Stück sollte schwungvoll klingen, mitreißend. Das kann man unter anderem auch durch Variationen erreichen.
In einer alten Tanzbeschreibung von Willi Schultz lese ich:
In unseren pommerschen Bauernkapellen waren die Klarinettisten, die kein korrektes Notenspiel kannten, oft Meister in der improvisatorischen Verzierung der Melodie. Diejenigen Musiker ... werden die Tanzweisen in den Wiederholungen durch Vorschläge, Praller und Triller, durch Übermelodien, Improvisationen und rhythmische Variationen umspielen und auch harmonisch untermalen. Wenn es heißt: “Der Ton macht die Musik”, so ist es ebenso richtig zu sagen, dass erst eine richtige Musik den
Tanz "macht".
Was ist Variieren?
Variieren meint, eine vorhandene Melodie zu verändern, aber so, dass sie noch erkennbar bleibt. Einfachste Form ist, eine Melodie in einer
anderen Tonart zu wiederholen.
Ich spiele etwa eine Melodie beim ersten Mal so, wie sie in den Noten steht, verändere sie aber
bei der Wiederholung.
Möglichkeiten
Einige von vielen mögliche Variationen für Harmonikaspieler oder kleine Gruppen sind etwa:
Die Unterstimme eine Oktave höher als
Oberstimme spielen, die Oberstimme bleibt gleich
Die ganze Melodie eine Oktave höher spielen
Die ganze Melodie in der nächsten höheren Tonart spielen, also eine
Quint höher, auf der Harmonika eine Reihe nach innen
Selten, und nur beim Trio: Die Melodie einen Ganzton höher steigern, in der übernächsten Tonart nach außen auf der Harmonika
Die rhythmische Einteilung verändern, etwa zusätzliche Achtelnoten statt längerer Noten oder punktierte Noten spielen
Statt langer Noten kurze Verzierungen mit Achtel- oder Sechzehntelnoten spielen
Die Melodie leicht verändern, Verzierungen,
Triller und ähnliches an passenden Stellen einbauen
Statt langen Noten die vorherige Melodie oder den vorherigen Rhythmus als
Echo spielen, allenfalls leicht verändert, um in die neue Harmonie zu passen (siehe
Triomelodie beim unten eingefügten Video des Hermannboarisch)
Die Wiederholung lauter, akzentuierter oder
mehrstimmiger spielen
Wir musizieren seit vielen Jahren zu sechst im G’mischten
Satz: Zwei Geigen, diverse Begleitinstrumente und ich mit der Harmonika. Die Geigen spielen die Melodie zweistimmig, und ich frage mich, was kann ich da mit der Harmonika beitragen?
Dazu gibt es einige Möglichkeiten:
Am Anfang spiele ich die Melodie mit, möglichst zweistimmig, verstärke den Klang. Die Zuhörer sollen die Melodie kennen lernen.
Wir wiederholen diese Melodie. Sie soll aber nicht gleich klingen, das haben die Zuhörer ja bereits gehört. Ich spiele daher nun gern eine
Oberstimme.
Das Gleiche gilt für die zweite Melodie, hier variiere ich aber nur selten.
Häufig kommt nun wieder der Anfangsteil, meist nur einmal. Jetzt könnte ich etwa eine
Gegenstimme versuchen, oder einige Verzierungen einbauen.
Falls nun das Trio kommt, eine besonders gemütvolle Melodie, könnte die beim ersten Mal leise, ohne jede Verzierung gespielt werden.
Bei der Wiederholung kann man sich bei vielen Stücken im Trio besonders viel einfallen lassen.
Man könnte auch bei den Melodiestimmen abwechseln, etwa einzelne Melodien oder auch nur kurze Melodiephrasen als
Harmonikasolo spielen.
Aber dies alles nur selten, nicht bei jeder Melodie, um ein Stück nicht zu sehr zu überladen. Weniger ist oft mehr.
Es kommt auch sehr auf den Zweck des Stückes an. Spiele ich besinnliche Adventstücke, sind Variationen kaum angebracht. Bei
Tanzmusik und besonders bei Zwiefachen sollte der Rhythmus nie gestört werden.
Vor allem: alle Variationen sollen dem Stück dienen, die Musik netter oder schwungvoller machen. Sie sind nicht dazu da, meine Fingerfertigkeit zu zeigen.
Allerdings, hier ist wohl fast einiges zu viel an Variationen zusammengekommen, das passt nicht immer. Aber für diesen Zweck (Faschingskonzert) gefällt es mir, und daher passt es ausnahmsweise doch.
Sie könnten auch Verzierungen einbauen an Stellen, an denen dies in den
Noten nicht vorgesehen ist, etwa Vorschläge, Pralltriller, Triller,
Arpeggio. Auf der Seite Verzierungen auf der
Steirischen Harmonika erkläre ich einiges dazu, das auch für
andere Instrumente gilt..
Besinnliche Musik in der Kirche, Adventsingen und vergleichbares geht nach
anderen Regeln. Hier ist nicht tänzerischer Schwung anzustreben, sondern
feierlicher Klang. Die Musik soll stimmungsvoll klingen, oder festlich,
besinnlich, weihevoll, erbaulich, manchmal majestätisch oder jubelnd.
Dazu könnte man zwar die allermeisten Volksmusik-Stücke spielen, aber
vielleicht etwas langsamer, vielleicht etwas kürzer, der Liturgie angepasst,
vielleicht ohne allzu viele Bassläufe oder dergleichen, oder nur mit einfachsten
Bassakkorden, vielleicht etwas leiser, besinnlicher, gefühlvoller.
Wichtig ist dazu auch die Länge der Basstöne. Bei Tanzmusik, auch bei
Konzerten mit tanzmusik-ähnlichen Stücken sollten kurze Basstöne, fast Staccato,
den Rhythmus unterstreichen, schwungvolles Spiel ermöglichen. Tanzmusik wirkt
gut tanzbar, wenn der Bass kurz und prägnant ist. Das gilt aber nicht immer bei
Liedbegleitung, vor allem nicht bei gefühlvollen Liedern. Stellen Sie sich vor,
ein Chor singt das schöne Lied Stille
Nacht im vierstimmigen Satz oder auch nur zweistimmig mit Bass. Wird da
ein Bass-Sänger Staccato singen? Sicher nicht. Er wird die Töne eher lang
aushalten. Beim Musizieren gilt das Gleiche. Im Gegenteil. Manchmal kann man den
Bass überhaupt liegen lassen, wie etwa bei allen Jodlern, aber auch bei manchen
Weihnachtsliedern passt das.
Was wir bei derartigen Gelegenheiten spielen, auch in der Kirche zur Messe,
sehen Sie auf meiner Seite Adventstücke.
Diese Homepage wurde erstellt von der Stammtischmusi Klosterneuburg, p.A. Franz Fuchs,
geb. 1939, A
3400 Klosterneuburg, Buchberggasse 63/2/2, Handy +43
(0 664) 9 80 43 15.
Die Betreibung dieser Seiten kosten
neben dem Zeitaufwand auch einen nicht unerheblichen Geldaufwand. Wir freuen
uns daher über jede Spende.
Näheres im Impressum
der Stammtischmusik.
Für die kostenlose technische Betreuung aller dieser Seiten bedanke ich mich bei meinem Sohn
Günther
Fuchs.
Wir danken allen Usern, die uns mit ihren
Rückmeldungen, mit ihrem computertechnischen oder musikalischen Fachwissen
geholfen haben, diese Seiten zu erstellen.
Wir freuen uns über Fragen,
Hinweise und Verbesserungsvorschläge (Korrekturen, Ergänzungen,
weiterführende Links).
Und vor allem freuen wir uns über jeden
Besucher, der diese Seiten bisher gesehen hat. Seit Februar 2000 waren es
bereits