Fingersatz

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die steirische Harmonika

Fingersatz auf der Steirischen Harmonika

Warum Fingersatz?

Spielt man mit vier oder 5 Fingern?

Benennung der Finger

Fingersatz Diskant

Gibt es einen festgelegten Fingersatz?

Fingersatz Bass

Beispiele für guten Fingersatz (Läufe bzw. Akkorde)

Beispielstücke

Warum braucht man überhaupt einen Fingersatz?

Ein Fingersatz wäre auf der Harmonika eigentlich unwichtig, wichtig ist nur die Musik, die erklingt, die man hört. Und die soll mitreißend sein, begeisternd, tänzerisch, musikantisch. Wie man dies erzielt, bleibt jedem selbst überlassen. Man hört ja sicher nicht, mit welchem Finger man die richtige Taste drückt. Aber um die richtige Taste zu finden, oder um gute Phrasierung, gute Betonung zu erzielen, ist halt manchmal doch ein guter Fingersatz hilfreich.

Ein guter Fingersatz, der in der Melodie mindestens vier Finger verwendet, erleichtert das Spiel auch auf der Harmonika also ungemein.

Er hilft etwa beim weichen, gefühlvollen Spiel,. Wenn Sie abwechselnde Finger verwenden, brauchen Sie nicht so viel Zeit, um von einem Knopf zum anderen zu hüpfen.

Er hilft, Fehler zu vermeiden. Etwa hilft ein guter Fingersatz, den nächsten Akkord, die nächsten Tasten leichter zu finden, auch wenn er weiter weg ist.

Er ist bei leichten Stücken vielleicht nicht notwendig, spielt man aber schwierigere Stücke, sollte man ihn beherrschen, und daher schon vorher bei einfachen, leichten Stücken einüben.

Spielt man mit vier oder 5 Fingern?

Ich erlernte zuerst Tastenakkordeon (mit insgesamt 4 Stunden bei der Klavierlehrerin meiner Kindheit), spielte wie dort üblich mit fünf Fingern der rechten Hand, behielt dies auch bei, als ich auf die Steirische wechselte. Ich kann auch heute noch mit 5 Fingern spielen - wenn ich will. Ich habe mich aber später überzeugt, dass es für mich besser ist, den Diskant fast immer nur mit vier Fingern zu spielen, der Daumen bleibt seitlich am Griffbrett, außer bei einigen wenigen komplizierten Griffen, Nebenstimmen oder bei am unteren Rand zusätzlich eingebauten 'Halbtönen'.

Dies hat doch mehrere Vorteile:

Beim Spiel im Stehen oder noch mehr beim Gehen verliert man nicht so leicht den Kontakt zu den richtigen Tasten.

Das gilt besonders für Anfänger.

Man kann viel leichter gebundene Passagen wirklich gebunden hörbar machen, ich nenne das weich oder gefühlvoll spielen.

Auch das gilt besonders für Anfänger.

Das Wichtigste ist wohl: mit etwas Übung bekommt man ein Distanzgefühl, der Daumen wechselt kaum die Lage, die anderen Finger treffen auch bei ziemlich großen Melodiesprüngen die richtigen Knöpfe besser.

Für Anfänger ist dies besonders wichtig.

Der Daumen ist wesentlich kürzer als die anderen Finger, ist außerdem zu ihnen verdreht, es ist daher um einiges schwieriger, mit ihm die richtigen Melodietasten zu treffen, außer man verkrümmt die Hand, wie man es leider oft sehen kann.

Anfänger müssten daher viel mehr üben, um trotzdem mit dem Daumen die Tasten zu treffen.

Beim Akkordeon ist dies anders, hier sind die Tasten länger und daher auch für den kurzen Daumen leichter zu treffen.

Die Handhaltung beim Vierfinger-System ist ergonomisch richtig und sieht rein optisch für mich wesentlich eleganter aus. 

Eine für die Fünffingerspielweise häufig zu sehende unnötigerweise verkrümmte Handhaltung ist nicht nur hässlich anzusehen, sondern unergonomisch und daher auch auf Dauer ungesund.

Sie merken es schon, Anfänger sollten immer mit dem Vier-Finger-System beginnen. Was sie später machen, ist nicht mehr so wichtig. Da zählt für mich nur mehr die mehr oder weniger gefühlvoll gespielte Musik, die ich höre.

Wie Sie auf dem Bild sehen, ist der rechte Ellbogen leicht zur Seite gestreckt, die Handhaltung ist natürlich, fast gerade, die Finger sind nur lMeine Harmonikahaltung beim Stehen (Bild Andi Popp)eicht gekrümmt, treffen trotzdem die Knöpfe senkrecht von oben, der Daumen liegt in der Seitenleiste, fixiert die Handhaltung (aber nicht die Harmonika!)

Im Prinzip gilt das alles auch für die linke Hand im Bassriemen. Allerdings, stellen Sie den Bassriemen so eng wie möglich ein, so eng, dass Sie mit der Hand gerade noch durchschlüpfen können. Sie sollten aber doch alle Knöpfe der inneren Bassreihe problemlos mit gebeugten Fingern erreichen können. Dieser enge Bassriemen hilft, auch weiter entfernte Knöpfe leicht zu finden.

Manchmal hört man, man brauche den Daumen am Griffbrett, um beim Zudruck dagegen halten zu können, besonders im Stehen. Bitte machen Sie das nicht! Nie! Wenn Sie den Daumen zu sehr belasten, bekommen Sie sicher eine Sehnenscheidenentzündung. Die Melodieseite der Harmonika muss irgendwie anders am Körper fixiert werden. Ich empfehle etwa zwei Schulterriemen, wieder besonders für Anfänger, auch wenn viele traditionelle Musikanten nur mit einem Riemen spielen. Im Sitzen sollten Sie die Harmonika sowieso zwischen Oberkörper und Oberschenkel einklemmen, um sie so zu fixieren, da brauchen Sie den zweiten Riemen eigentlich nicht, es würde ein Riemen genügen. Ich habe trotzdem gern zwei Riemen, um leichter zwischen Sitzen und Stehen wechseln zu können. Aber wenn Sie mit nur einem Riemen im Stehen musizieren wollen, können Sie diesen über den Kopf ziehen, die Harmonika bekommt auch dadurch ausreichenden Halt, und braucht den Daumen nicht als Gegendruck.

Aber: wichtig ist für mich nicht eine bestimmte Handhaltung, wichtig ist nur die Musik, die man hört. Ich bin kein Purist, für mich hat die Handhaltung keine quasi religiöse Bedeutung. Wenn Sie Ihre Musik, also das, was man hört, mit einer anderen Haltung, etwa mit einem 5-Finger-System genau so weich oder hart, genau so musikantisch oder ausdrucksvoll hörbar machen, ist das für mich auch in Ordnung. Ich meine nur, nach meiner persönlichen Erfahrung erleichtert ein Vier-Finger-System gefühlvolles Spielen ungemein.

Genau meine Argumente zum 4-Finger-Spiel bringt Quirin Kaiser im folgenden Video auf den Punkt.

Und auch Stefan Kern von der Quetschn-Akademie bringt praktisch meine Argumente. Er meint zwar, das 5-Finger-System wäre für das Oberkrainerspiel und für 5-stimmige Akkorde geeigneter. Aber beides werden Sie in meinen Noten nicht finden, ich brauche für mein Spiel beides nicht.

Ich orientiere mich auch an meinen vielen Vorbildern. Einige der bekannteren sind Herbert Pixner, Franz Posch, Hubert von Goisern und der leider viel zu früh verstorbene Andreas Salchegger. Sie alle spielen mit dem Vier-Finger-System, haben den Daumen in der dafür vorgesehenen Griffleiste. Ich kenne noch viele gute und ausgezeichnete Spieler, die dieses System verwenden, ich kenne aber keinen einzigen wirklich guten Spieler, der das Fünf-Finger-System verwendet. Kennen Sie einen? Das würde mich sehr interessieren.

Benennung der Finger

  1. Finger = Daumen 
    Der Daumen wird im Diskant praktisch nur für allfällige zusätzlich eingebaute Zusatztöne (Halbtöne) verwendet bzw. äußerst selten für gleichzeitig gespielte Nebenmelodien oder manche Akkorde, er liegt normalerweise seitlich in der Daumenrinne am Griffbrett an und hilft dabei, ein Distanzgefühl zu entwickeln und größere Tonsprünge leichter zu treffen.
    Im Bass wird der Daumen nur für eine allfällige Lufttaste verwendet, hilft aber ebenfalls beim Distanzgefühl für größere Tastensprünge.

  2. Finger = Zeigefinger

  3. Finger = Mittelfinger

  4. Finger = Ringfinger

  5. Finger = kleiner Finger

Fingersatz Diskant

Im Diskant (Melodieseite) ist für mich wichtig: Daumen am Griffbrett, zweiter, dritter und vierter Finger sind gleichwertig, sollten daher auch gleich oft verwendet werden. Der kleine 5. Finger soll möglichst oft verwendet werden, allerdings nur in der Grundreihe der jeweiligen Tonart und den Reihen nach außen von der Grundreihe, da er kürzer als die anderen Finger ist. Er muss aber absichtlich trainiert werden, da er doch bei den meisten Menschen etwas unbeholfener ist - zumindest war er das bei mir.

Nur bei direkt angrenzenden Tasten kann man mit dem gleichen Finger auf die nächste Taste gleiten. Bei einstimmigen Läufen sollten fast immer die Finger abwechseln, eher nie zweimal der gleiche Finger verwendet werden. Bei mehrstimmigen Passagen ist dies zwar oft nicht möglich, häufig aber doch, wie sie bei den Terzakkorden sehen können. Versuchen Sie immer, keine weiten Sprünge zu machen. Besser ist, vor einem Sprung nach unten möglichst den kleinen Finger zu verwenden, damit der Zeigefinger die neue Taste leichter findet. Bei einem Sprung nach oben ist natürlich das Gegenteil richtig: vorher Zeigefinger verwenden, dann findet man mit dem kleinen Finger die neue Taste leichter. Dazu ist manchmal erforderlich, auf der soeben gespielten Taste den Finger zu wechseln.

Besitzen Sie eine Harmonika mit Zusatztönen (Halbtönen) an Stelle der tiefsten Diskanttöne, dann greift man diese Tasten ausnahmsweise mit dem Daumen, manchmal auch hier mit dem 2. Finger - bitte ausprobieren, was Ihnen leichter fällt.

Auch selten gespielte Nebenmelodien unter dem liegenden Melodie-Akkord kann man mit dem Daumen spielen.

Gibt es einen festgelegten Fingersatz?

Es gibt keinen für einzelne Griffe festgelegten Fingersatz. Dieser ist aus mehreren Gründen auch bei gleichen Griffen unterschiedlich:

* Was spiele ich vorher, wie und von wo komme ich zu diesem Griff - danach richtet sich ein Fingersatz.

* Was kommt nachher, wie treffe ich den nächsten Griff - auch danach richtet sich der Fingersatz.

* Möchte ich weich, gefühlvoll spielen - vor allem dazu hilft guter Fingersatz. Sie können beispielsweise jeden neuen Akkord mit dazu freien Fingern bereits vorbereiten, die Finger suchen und finden bereits vorher leichten Kontakt zum neuen Griff - wenn sie frei sind.

* Bei vielen Polkas, hart gespielten, hüpfenden Melodien ist das zwar nicht so wichtig. Aber übungshalber sollten Sie auch hier auf guten Fingersatz achten.

* Da der kleine Finger, oft auch der Ringfinger, oft etwas unbeweglicher ist als Zeige- oder Mittelfinger, sollten Sie diese beiden absichtlich trainieren, um diesen weit verbreiteten Mangel ausgleichen - auch dazu hilft guter Fingersatz.

Übrigens, da der kleine Finger kürzer ist als die anderen, verwende ich ihn nie in einer inneren Reihe, nur in der Grundreihe der gespielten Tonart oder vor allem in den Reihen nach außen.

Fingersatz Bass

Beim Bass in der äußeren Bassreihe spielt der 4. Finger den Grundbass,  der 3. Finger den Akkord, der 2. Finger den Nebenbass (Wechselbass). Dies gilt auch, wenn in der 1. Reihe kein Wechselbass vorhanden ist (4. Finger Grundbass, 3. Finger Akkordbass). Den 5. Finger verwende ich in der Grundreihe ausschließlich für den sehr selten eingesetzten Nebenakkord links vom Grundbass (etwa wenn ich ausnahmsweise auf Zug spiele, obwohl die Passage auf Druck richtig wäre), oder für manche Bassläufe.

Falls Sie Mollbässe auf Zug auf Ihrer Harmonika haben, so wie ich, gilt dieses Schema auch für Mollpassagen in der inneren Bassreihe (oder für die 4. Stufe bei Übergangsbässen): Grundbass mit dem 4. Finger, Akkordbass mit dem 3. Finger, allfälligen Wechselbass, wenn vorhanden, mit dem 2. Finger.

Falls Wechselbass gespielt wird, beginnt im Zudruck immer der 4. Finger, im Aufzug immer der 2. Finger, zumindest für den Anfang. Bei Bassläufen wird der Terzbassknopf mit dem 4. Finger gegriffen, der darunter liegende Sextbassknopf mit dem 5. Finger, der darüber liegende Übergangsbassknopf meist mit dem 2. Finger.

Wie man dabei die Hand im Bassriemen hält, habe ich auf Spieltechnik beschrieben.

Beispiele für guten Fingersatz

In den hier angefügten Seiten habe ich Beispiele für meiner Meinung nach guten Fingersatz angegeben. Sie sind noch unvollständig, weitere Seiten werden folgen.

Tonleiter einstimmig auf Zug und Druck für äußere, mittlere und innere Reihen

Akkordzerlegungen einstimmig auf Zug und Druck für äußere, mittlere und innere Reihen

Zweistimmige Akkorde in Terzen (enger Satz) auf Zug und Druck für äußere, mittlere und innere Reihen

Zweistimmige Akkorde in Sexten (weiter Satz) auf Zug und Druck für äußere, mittlere und innere Reihen

Dreistimmige Akkorde auf Zug und Druck für äußere, mittlere und innere Reihen

Beispielstücke

Gretlboarisch (Einfaches Stück mit Bassläufen auf der Dreireiher)

Klarinettenmuckl (Schwieriges, schnelles Stück mit Wechselbass auf der Vierreiher)

Verzierungen mit La Russe (Vorschläge mit Fingersatz und weitere Verzierungen)

Weitere Verzierungsmöglichkeiten mit dem Walzer Auf'n Bergl

Falls Sie beim Lernen lieber dem Lehrer zuschauen wollen, etliche Lehr-Videos mit gutem Fingersatz finden Sie auf den Seiten von Ferdinand Baumgartner, oder bei vielen der anderen Videoanbieter.

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