Phrasierung

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Phrasierung

Phrasen sind in der Musik einzelne kleine und kleinste Melodieteile, die zusammen eine Melodie ergeben. Man kann (und soll) jede Melodie in kleinere Phrasen zerlegen. Ich will dies am Beispiel der Gretlpolka zeigen:

Phrasen am Beispiel der Gretlpolka

So würde ich diese Melodie aus kleineren Phrasen aufbauen. Jeweils zwei dieser Phrasen gehören zusammen, bilden eine größere Phrase. Nach zwei dieser größeren Phrasen ist die Melodie eigentlich fertig, beginnt wieder von vorn. Man nennt dies Halbschluss. Der Ganzschluss am Ende der letzten (hier schwarzen) Phrase liegt bei der Hauptstimme immer auf dem Grundton, hier in der G-Dur auf dem G. Da der Takt dafür oft zu lang ist, (oder die Melodie zu kurz,) kommt noch ein kleiner (hier wieder rot gefärbter) Nachsatz, der die Melodie auf die gewünschte Länge vervollständigt, aber ebenfalls mit einem Grundton G endet.

Übrigens, die Bögen im Beispiel haben überhaupt nichts mit Legatobögen zu tun. Wenn Sie die Melodie so wie ich lieber nicht binden wollen, nur zu. Ich habe diese Bögen nur eingezeichnet, um zu verdeutlichen, wie Sie einen gedanklichen Bogen über jede einzelne Phrase spannen können.

Sie sehen genau, die einzelnen Phrasen haben nichts mit dem Taktstrich oder der Zeilenschaltung zu tun, nichts mit der Harmonie, oft nichts mit Verbalkungen, meist auch nichts mit allfälligen Pausen. Man könnte sie vergleichen mit den Sätzen beim Sprechen, oder noch besser mit einem Frage- und Antwort-Gespräch.

Zur Erklärung, wie so ein Frage- und Antwortspiel aussehen könnte, unterlege ich der Melodie (jeder Melodie) ganz gern irgend einen mehr oder weniger geistvollen Text. Etwa:

Sie: Ja, was mach ma denn am Abend heut?
Er: Komm mit mit mir, wir gehn ins Gasthaus aus!
Sie: Na, i bleibert heut viel liaber z'haus?
Er: Im Gasthaus spieln die Musikanten heut!
Sie: Na, i hab ja nix zum Anziagn mehr?
Er: Kumm mit, i tanzert wirklich gern mit dir.
Sie: Aber tanzen tat i schon recht gern.
Er: I kauf dar ah a Rehragout.
Sie: Juchu!

Versuchen Sie es, singen oder summen Sie irgendwelche möglicherweise sinnlosen oder ungereimten Texte, laut, leise, nur in Gedanken, und sie werden merken, Ihre Melodie, Ihr Spiel gewinnt wesentlich an Schwung und Überzeugungskraft.

Übrigens, es ist nicht verboten, zum Musizieren zu singen, den eventuell selbst gereimten Text lautstark in die Gegend zu schmettern. Im Gegenteil. Wenn Sie selbstbewusst singen, begeistern Sie Ihre Zuhörer sicher mehr als mit der schönsten sanften Melodie. Allerdings ist hier kein vierstimmiger Schöngesang angesagt, sondern lautes, ein- oder zweistimmiges Singen, das die mitspielenden Instrumente übertönen muss.

Welche mehr oder weniger sinnvollen Texte uns oder anderen dazu eingefallen sind, sehen Sie immer wieder auf meinen Notenausgaben, etwa bei der Arnreiter Polka.

Vor allem aber: Beim Musizieren sollte man nicht an Noten oder einzelne Töne denken, sondern an ganze Melodien oder zumindest an ganze Phrasen, so wie Sie beim Sprechen ja auch nicht an einzelne Buchstaben, sondern an ganze Sätze und deren Zusammenhang denken. Musik ist weit mehr als die Summe ihrer Noten, so wie auch ein Gedicht weit mehr ist als die Summe seiner Buchstaben.

Derartige Phrasen, Melodieabsätze, ganze Melodien sollte man trennen, nicht verbinden. Auch innerhalb einer Phrase ist höchst selten ein Legato angebracht. Meist ist es besser, die einzelnen Tönen kurz bis breit zu spielen, aber deutlich voneinander abzusetzen. Das gilt besonders auch für den Bass.

Sie können auch versuchen, die einzelnen Phrasen verschieden zu betonen.  Etwa im obigen Beispiel den weiblichen Part mit eher kurzen Tönen, den männlichen Part mit längeren, jubilierenden Tönen zu spielen. Oder Sie beginnen jede Phrase leise, werden lauter und zum Ende der Phrase wieder leiser, wie es die Bögen im obigen Beispiel andeuten. Oder Sie spielen den weiblichen Part etwas leiser, den männlichen etwas lauter. Oder sie jodeln den männlichen Part, zusätzlich zum Spiel. Oder den weiblichen Part spielt die Harmonika solo, die anderen kommen beim männlichen dazu. Oder ...

Oder Sie vergessen den vorigen Absatz ganz schnell wieder und spielen das Ganze ohne besondere Betonung, zumindest bei manchen Melodien. Es reicht oft, wenn man an die Phrasierung nur denkt, das muss man bei jeder einzelnen Melodie ausprobieren.

Versuchen Sie es. Probieren sie es aus.

Natürlich ist es auch möglich, nicht ganze Phrasen, sondern nur einzelne Töne oder Akkorde zu betonen. Das erkläre ich auf der nächsten Seite Betonung.

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