Betonung einzelner AkkordeHier erkläre ich die Betonung für einzelne Töne (Akkorde). Die Betonung von größeren Melodieteilen (Phrasen) erkläre ich auf Phrasierung. Jedes Musikstück, jedes Lied besteht aus vielen unterschiedlich wichtigen Tönen bzw. Akkorden. Es gibt unzählige Möglichkeiten, einen als wichtig empfundenen Ton zu betonen, einige davon will ich hier auflisten. Aber nach meiner Meinung sind alle diese Möglichkeiten eigentlich nur Änderungen im gleichmäßigen Fluss der Melodietöne, sind Verzierungen. Jede noch so winzige Veränderung, mit der der Zuhörer nicht rechnet, ist gleichzeitig eine Betonung und macht das Musizieren lebendiger, mitreißender, schwungvoller. Nachstehend erkläre ich einige dieser Betonungs-Möglichkeiten: LauterDas kann jeder, den ersten Ton in jedem (oder auch nur in jedem zweiten) Walzertakt oder den ersten und dritten Ton im Polkatakt etwas lauter spielen. Bei der Mazurka können es sogar das erste und das zweite Viertel sein. Ja, natürlich besteht jede Musik, jedes Versmaß aus betonten und unbetonten Noten, das hilft sehr, jeden Takt zu strukturieren. Den Rhythmus aber durchwegs in dieser Art, also übertrieben zu betonen, nennt man skandieren. Macht man das in jedem einzelnen Takt, klingt es irgendwann abgedroschen. Und vor allem, es ist ab dem 3. Takt keine Änderung nach der obigen Forderung, der Zuhörer soll nicht damit rechnen. Im Gegenteil, man gewöhnt sich schnell daran. Lauter werden bei jedem Taktanfang ist daher nicht die einzige, nicht einmal die beste Methode, einen Ton, einen Akkord zu betonen. Übrigens, auf der Harmonika ist das kaum notwendig, diese natürlich wichtigen Töne werden ohnedies durch den ja gleichzeitig zu spielenden kräftigen Helikonbass ausreichend betont. Im Ensemblespiel gilt das genauso: Wenn eine Bassgeige oder ein sonstiger kräftiger Bass mitspielt, sollte man den Taktanfang fast nie zusätzlich lauter spielen. LeiserWichtige Töne absichtlich leiser, verhalten spielen oder singen, das ist manchmal sogar die bessere Methode der Betonung, besonders wenn der Zuhörer nicht damit rechnet. KürzerMan könnte etwa eine Viertelnote als Achtelnote plus Achtelpause spielen. Töne kürzer spielen, als im Notenbild angegeben, vielleicht nur halb so lang klingen lassen wie notiert. Das funktioniert als Betonung bei sonst weich gespielten Walzern, bei Polkas eher nicht, da es dort ohnedies fast bei jedem Ton eingesetzt wird. Aber Vorsicht: Dieses Verkürzen führt oft zu schnellerem Tempo und das sollte es nicht. Nach jedem verkürzten Ton sollte eine entsprechende Pause kommen, um das Tempo halten zu können. StakkatoEinzelne Töne so kurz wie möglich spielen, funktioniert ebenfalls als Betonung, sogar bei Polkas. GebundenWeich, gebunden spielen wirkt bei schnellen Polkas oft überraschend, ist daher wirkungsvoll. Bei Walzern bringt es nichts, die sollten ohnedies weich gespielt werden. Abwechselnd gebunden und kurzMan könnte etwa bei einer Melodiefigur mit 6 Achtelnoten die ersten zwei Noten gebunden spielen, die anderen vier Noten kurz. Das passt oft bei Ländlermelodien. VorschlagEin Vorschlag ist eine gute Möglichkeit, einen wichtigen Ton hervorzuheben. Manchmal, aber nicht zu oft, spiele ich den zu betonenden Ton am Taktanfang etwas zu früh, den Rhythmus gibt dann der Bass, der natürlich im richtigen Moment einsetzt. AuftaktDas gleiche gilt für einen Auftakt, der allerdings meist bereits in den Noten steht. Er führt zum ersten Ton des nächsten Taktes hin und betont diesen deshalb automatisch. Vielleicht sollte man während des Auftaktes lauter werden, auch mit der Lautstärke auf den kommenden wichtigen Ton hinführen. TrillerEin Triller ist besonders gut geeignet, einzelne länger anzuhaltende Akkorde zu betonen. Das wird häufig bei Ländlermelodien oder langsamen Boarischen eingesetzt. Vollerer AkkordMeine Noten schreibe ich überwiegend im Volkssatz, daher zweistimmig. Werden einzelne Akkorde drei- oder sogar vierstimmig gespielt, ist das eine recht wirkungsvolle Betonung. Das gilt genauso für den zusätzlichen Einsatz von Basstönen, Bassläufen. Aber genauso ist es eine Betonung, wenn bei einstimmigen Läufen ein zweistimmiger Akkord erklingt. Töne länger anhaltenTypisches Beispiel dafür sind punktierte Noten. So eine Note mit Verlängerungspunkt dahinter könnte manchmal eher etwas noch länger angehalten werden, dafür muss der folgende kurze Ton so spät wie möglich gespielt werden, und daher etwas kürzer, damit der Gesamt-Rhythmus nicht leidet. Aber Vorsicht: Auch den kürzesten Ton sollte man nicht ganz verschlucken, sondern noch gut hören können. Tempo verzögernEinen Ton eine Spur zu spät spielen, damit die Zuhörer das Gefühl bekommen, auf ihn warten zu müssen, betont ihn so, dass man keine weitere Betonung anwenden sollte. Tempo beschleunigen ist dagegen keine gute Idee, es führt nur zum hudeln. LiederFür mich ist der Text wichtig, er sollte gut zu verstehen sein. Der Rhythmus ist oft unwichtig, er verleitet nur zum Skandieren, also zum übertriebenen Betonen des Taktanfanges. Schöner ist manchmal ein freier Rhythmus, der sich nur am Text orientiert. Manchmal könnte man nach einem wichtigen Textwort eine kurze Pause einlegen, um den Zuhörern Gelegenheit zu geben, den Text wirklich zu verstehen. Siehe auch Selbst singen zur Harmonika, oder Singen zur Musik. ZusammenfassungSie bemerken vielleicht, alle diese Möglichkeiten sind eigentlich nur Änderungen im gleichmäßigen Fluss der Melodietöne, sind daher nur Verzierung. Jede noch so winzige Änderung, mit der der Zuhörer nicht rechnet, die den Zuhörer also überrascht, ist gleichzeitig eine Betonung. Aber Vorsicht! Auch hier gilt, zuviel ist zuviel. Man muss nicht jeden langen Ton zusätzlich trillern, lauter spielen und noch länger anhalten - das wäre sicher zuviel des Guten. Wenn Sie derartige Betonungen in Ihr Stück einbauen, wenn Sie überlegen, an welcher Stelle welche Betonung Ihrem Gefühl nach vielleicht passen könnte, dann verstehen Sie erstens den Sinn des Stückes sicher besser, können es daher gefühlvoller spielen, und zweitens, Sie merken sich das ganze Stück gleich viel besser, können es früher auswendig spielen. Und das ist ja auch nicht schlecht. Übrigens, falls Sie es noch nicht gemerkt haben: Wichtige Töne gibt es nicht nur am Anfang jede Taktes, viel wichtiger sind die Töne, auf die eine Melodie hinführt. Kennen Sie den Seewiesen-Walzer? Der wichtigste Ton am Anfang ist eigentlich der Beginn des 4. Taktes. Alles vorher führt auf diesen Akkord hin. Oder: Bei vielen Liedern führt die Melodie oft auf ein wichtiges Wort im Text hin. Einige dieser Verzierungen habe ich nicht nur für Harmonikaspieler auf meiner Seite Verzierungen genauer beschrieben. Es gibt aber sicher noch andere Möglichkeiten, einen Ton oder Akkord zu betonen. Wenn Sie eine wissen, würde ich mich über eine Rückmeldung freuen.
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Franz Fuchs Volksmusikschule
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