Üben auf der Steirischen Harmonika und anderen InstrumentenDas folgende gilt nicht nur für die Steirische, auch für viele andere Instrumente, besonders auch für das Akkordeon. Es ist natürlich wissenschaftlich
erwiesen: Üben bringt nichts! Ich höre trotzdem immer wieder, zum Erlernen
eines Instrumentes brauche man nur drei Sachen: 1. üben, 2. üben und 3. üben. Warum übenMusik ist viel mehr, als die richtigen Knöpfe auf der Harmonika oder auf dem Akkordeon zu finden. Dabei helfen ja Noten oder Griffschrift. Aber Musik ist weit mehr, als diese Knöpfe zur richtigen Zeit in der richtigen Länge zu drücken. Musik, mitreißende Musik begeisternde Musik, gefühlvolle Musik ist weit mehr als eine noch so richtige Abfolge von einzelnen Tönen. Ein Notenbild, teilweise auch die Griffschrift, zeigt nur Tonhöhe, ungefähre Tonlänge und bestenfalls einige ungenaue Vortragsbezeichnungen an. Schwung, genauen Rhythmus, genaue Lautstärke, Phrasierung und derartiges, passend zum jeweiligen Stück, muss jeder Spieler selbst finden. Und dabei hilft üben. Wie übenIch übe nicht, bis es langweilig wird. Besser kurz üben, dafür öfter. Mit Erfolg üben heißt konzentriert üben - aber niemand kann sich stundenlang konzentrieren. Ein Erwachsener schafft dies üblicherweise bis höchstens 30 Minuten, ein Kind weniger. Übe ich so lang, bis meine Konzentration nachlässt, schleichen sich oft Fehler ein, ich übe dann diese Fehler, bis ich überhaupt nicht mehr fehlerfrei spielen kann. Wenn man immer wieder das spielt, was man ohnedies kann, ist das kein Üben, das ist bestenfalls perfektionieren. Üben bedeutet dagegen, man übt kurze, schwierige Stellen ein. Wenn ich dann eine schwierige Stelle, an der ich immer gestolpert bin, endlich einmal „richtig“ spiele, dann spiele ich sie noch einmal, aber dann höre ich auf. Ich spiele nicht weiter, bis ich müde bin und daher wieder Fehler mache. Ich höre bei wenigen, höchstens drei, aber fehlerfreien Durchspielen auf, so merkt sich mein Gehirn die „richtige“ Ausführung und nicht den Fehler. Jedes Stück übe ich langsam, viel langsamer, als man glaubt, damit ich mit dem Mitdenken mitkomme – siehe Bassrhythmus. Beim schnell spielen hört man oft die Fehler nicht. Wenn das gut und fehlerfrei klappt, kann ich etwas schneller werden, wenn das gut klappt, noch etwas schneller, und dann erst probiere ich das Stück so schnell, wie es eigentlich gehören würde. Und dann, dann erst, könnte ich, wenn es mich freut, es noch etwas schneller üben, um meine Fingerfertigkeit zu trainieren. Dabei konzentriere ich mich zuerst nur auf die richtigen Töne und den dazu passenden Fingersatz, dann erst auf den richtigen Rhythmus, als Nächstes vielleicht auf die Phrasierung, auf die Artikulation oder den Ausdruck, auf die Betonung, auf Dynamik und Lautstärkeunterschiede. Alles auf einmal geht sicher nicht, aber nach und nach sollte man schon merken, dass Musik mehr ist, viel mehr ist, als nur Noten wiederzugeben, nach und nach sollte das alles in mein Spiel einfließen. Und dann spiele ich das Gleiche auswendig, ohne Noten (oder Griffschrift), vielleicht sogar mit künstlicher Ablenkung. Auswendig spielen hilft mir, ein Stück zu perfektionieren. Dann erst stören die Noten meine Konzentration nicht mehr, sie stehen nur mehr da, um allfällige Gedächtnisaussetzer zu beheben. Eigentlich brauch ich sie nicht mehr, aber sie können gern bleiben. Ich übe gern absichtlich, nicht immer beim Anfang, sondern bei irgendwelchen Punkten im Stück zu beginnen, auch, um leichter wieder einsteigen zu können, wenn ich beim Auswendigspiel einmal den Faden verliere. Nach Noten oder Griffschrift übenSpiele ich nach Noten (oder Griffschrift), muss ich diese kurz vorher bereits gelesen haben, bevor ich sie sie spiele, muss mit den Augen und wenn möglich schon auch mit dem Gedächtnis die folgenden Töne, mindestens den folgenden Takt vorbereiten, damit ich rechtzeitig bereits weiß, wie die Melodie weitergeht, wie sich die Finger bewegen sollen. Das ist besonders wichtig beim Übergang zu einer anderen Melodie. Man sollte vielleicht auch mit den Fingern jeden einzelnen Ton vorbereiten, die Finger, wenn möglich, schon etwas früher in Stellung bringen, damit man diese im richtigen Augenblick nur mehr niederdrücken braucht. Aber auch Perfektionieren ist wichtig. Ein Stück kann man erst wirklich nach etwa zehn bis 20 fehlerfreien Wiederholungen. Und auch das bitte nicht an einem Tag, es dauert halt. Ungeduld ist der schlechteste Übungsleiter. Schrittweise übenEin ganzes Stück mit mehreren Melodien immer wieder durchspielen ist kein sinnvolles Üben. Ich übe immer in kleinen Schritten:
Bei schwierigen Stellen unterbrechenHaben Sie Probleme, einen schwierigen Griff im Zusammenhang zu finden, hilft vielleicht eine kleine Unterbrechung. Spielen Sie langsam den vorherigen Takt, halten Sie vor dem schwierigen Griff an, suchen Sie in Ruhe diesen Griff inkl. Bass, spielen dann weiter, auch den nächsten Takt, noch immer langsam. Dann diese 3 Takte wiederholen, wenn es klappt, etwas schneller werden, binnen kurzem geht auch dieser blöde Griff fehlerfrei. Fehler beim ÜbenFehler während des Übens sind keine Pannen, sie sind wichtige Informationen, was noch zu üben ist. Bemerke ich einen Fehler, spiele ich einfach weiter, als ob alles in Ordnung wäre. Erst bei der Wiederholung versuche ich, diesen Fehler zu vermeiden. Gelingt dies auch bei der Wiederholung nicht, so sollte ich analysieren, warum ich diesen Fehler mache:
Goldene ZehnerregelFalls ich einzelne Fehler ändern möchte, übe ich nie das ganze Stück, sondern nur etwa einen Takt vor dem Fehler, den schwierigen Takt und einen Takt nach dem Fehler. Und diese drei Takte spiele ich langsam immer wieder durch, zusammenhängend, ohne Pause, etwa zehn Mal, aber richtig. Mache ich dabei den Fehler wieder, fange ich von vorne an. Damit ist die schwierige Stelle im Zusammenhang geübt. Gottfried Kletzmair hat für das Üben von kleinen Grifffolgen oder Läufen ein System entwickelt, das er goldene Zehnerregel nennt. Für das Üben schwieriger Stellen in kleinsten Schritten empfehle ich, dieses Video nicht nur anzusehen, sondern genau durchzuarbeiten. Interessiert? Auf YouTube können Sie nicht nur dieses, sondern alle seine Videos ansehen und vor allem anhören. Übrigens, auch guten Fingersatz könnten Sie auf diesem Video abschauen. Rhythmische ÜbungenFür ausschließlich Rhythmische Übungen habe ich nach diesem System eine eigene Seite Rhythmus-Übungen 1 gestaltet, ebenfalls von Gottfried Kletzmair inspiriert. Videos von Vera F. BirkenbühlIn den auf ihrer Seite eingefügten Videos gibt die Management-Trainerin Vera F. Birkenbühl wissenschaftlich fundierte Hinweise für ein besseres Musizieren, vor allem für Anfänger. Bitte ansehen. |
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