Wie laut oder leise soll man spielenDas kommt sehr auf die Umstände an, auf die Gelegenheit, vor allem aber auf den Ort. Spiele ich zum Tanz?
Mit oder ohne Verstärkung? Spiele ich zur Unterhaltung
im Wirtshaus? Spiele
ich im Freien, beim Maibaum-Aufstellen, zum Tanz
im Freien? Spiele
ich im Festzelt? Spiele
ich im Konzert? Aber: Eine alte Regel besagt, je lauter ich spiele (rede, singe usw.), desto lauter quatschen die Gäste. Manchmal hören die Leute sogar eher zu, wenn ich nicht zu laut bin. Ich muss mit meiner Musik, mit meinem Schwung, mit meiner musikalischen Kraft die Leute packen, mitreißen. Das geht nicht mit Lautstärke. Ich kann unaufmerksame Zuhörer nicht übertönen, sie sind zahlreicher und daher bei der Lautstärke automatisch stärker als ich. So ein Mitreißen geht mit Witz, mit unvermuteten Rhythmus- oder Lautstärkeänderungen. Manchmal geht es mit winzigen Kunstpausen, manchmal mit rhythmischen kurzen Versen, wie ich sie hier vorstelle, manchmal, indem ich bei wichtigen Stellen vom Sitzen kurz aufstehe. Das alles geht aber auf jeden Fall mit musikalischem Schwung. Und mit meiner Kraft. Wenn ich müde bin, fad spiele, geht gar nichts. Übrigens, das geht auch kaum, wenn meine Augen an den Noten kleben. Wie kann ich Zuhörer oder Tänzer mitreißen, wenn ich sie nicht einmal ansehe? Es schadet aber eher nicht, wenn ich kurzzeitig in den trotzdem aufgelegten Noten suche, wie etwa der zweite Teil beginnt, der mir partout nicht einfallen will, obwohl ich ihn eigentlich kann. InstrumenteNatürlich gibt es lautere und leisere Instrumente. Die will ich hier gar nicht alle auflisten. Im allgemeinen klingen Blechblasinstrumente am lautesten. Es gibt aber auch Instrumente mit einem besser hörbaren Klang. Wenn es laut sein muss, sollten sie eher die Hauptstimme spielen, auch wenn sie nicht ganz so laut sind. Das sind etwa Geigen, Schwegel, Okarina. Bei der Steirischen Harmonika kommt es unter anderem auf die Schwebung an. Je mehr Schwebung, kräftigeres Tremolo, desto durchdringender und schriller wird der Ton, desto leichter durchdringt er aber auch andere Geräusche, Hintergrundlärm, setzt sich besser gegen Mitmusikanten ab. Weniger Schwebung, flaches Tremolo bringt weicheren, sanfteren, schöneren, unaufdringlicheren Klang, zu wenig erinnert an die Blockflöte, klingt nicht mehr nach Harmonika, ist auch im Zusammenspiel mit anderen Instrumenten nicht mehr so leicht zu hören. Sehr kräftiges Tremolo passt sicher nicht zu Stubenmusik, wird aber oft von Solo-Tanzmusikanten bevorzugt, da diese mit ihrer Harmonika ja raumfüllend musizieren müssen. Das hängt aber beim Zusammenspiel mit anderen Instrumenten auch sehr stark vom Stil der Musikgruppe ab. Für alle Instrumente gilt: Spiel in tieferen Lagen klingt gemütvoller, eignet sich daher gut für Konzerte, vor allem für Stubenmusik und Adventkonzerte. Spiel in höheren Lagen (etwa eine Oktave oder auch nur ein Quint höher in der nächsten Tonart) ist besser hörbar, wirkt lauter, auch wenn es gar nicht lauter ist. Das eignet sich also eher für Tanzmusik. DynamikWas Dynamik ist, lesen Sie in Wikipedia. Gemeint ist die Veränderung der Lautstärke während des Musizierens. Bei Volksmusik stehen sehr selten Dynamik-Anweisungen, wie forte (laut) oder piano (leise). Das bedeutet aber nicht, dass man alles in gleicher Lautstärke spielen soll. Im Gegenteil, auch Lautstärke-Unterschiede machen den Reiz bei guten Musikanten aus, sie bringen Gefühle zum Ausdruck. Vor allem Wiederholungen sollten nie gleich klingen. Ich könnte eine Melodie etwa mit mittlerer Lautstärke vortragen und in der Wiederholung lauter, lebendiger werden. Das bedeutet aber nicht Tempoänderung. Das Tempo sollte sowohl bei lauteren als auch bei leiseren Stellen immer gleich bleiben. Vor allem bei Konzerten kann man die Dynamik voll auskosten, etwa bei Stubenmusik, auch beim Advent in der Kirche. Hier ist alles erlaubt, was Ihr Gefühl empfiehlt. Übrigens, dass Kirchen- oder Adventmusik leise und langsam (fad) sein soll, ist ein Irrglaube, die Orgel braust ja auch oft gewaltig. Allerdings kann hier ein guter Musikant seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Aber auch bei Tanzmusik sind Lautstärkeunterschiede reizvoll. Etwa spielen wir häufig das Trio eher leise, in tiefer Lage, die Wiederholung laut, lebendiger, eine Oktave höher. Oder die Unterstimme bei der Wiederholung eine Oktave höher als Überstimme. Und immer wieder merke ich dabei, die Zuhörer oder Tänzer hören aufmerksamer zu, als wenn wir alles gleich laut spielen würden.
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Franz Fuchs Volksmusikschule
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