Musizieren in der TraditionKarl Heinrich Waggerl schrieb in seinem Werk "Dorfmusikanten": "Die ländlichen Spielleute musizieren sozusagen mit den Ohren. Noten und dergleichen lumpiges Zeug kennen sie kaum. Zu dritt oder viert sitzen sie um ihren Tisch. Und jedermann in der Stube weiß, dass die Musikanten zunächst einmal genährt und getränkt werden müssen. Ein Schweinsbraten ist das mindeste, ein Glas Rotwein, ehe der erste einen Akkord versucht, ein paar Griffe. Der andere schaut ihm in die Augen. Es ist wie beim Kartenspiel, wenn sie einander die Trümpfe und Sauen verraten mit einem Zucken des Schnurrbartes und einem Blinzeln oder Brauenlüften. Wer dabeisitzt, der kann gar nicht begreifen, wie das eigentlich zugeht." Naja, einige Hinweise, wie das zugehen könnte, kann ich schon geben. Zusammenspiel mehrerer InstrumenteEine Spielmusik kann und soll natürlich demokratisch geführt werden, einvernehmlich, jeder der Spieler ist gleichberechtigt. Während des Musizierens aber führt meistens nur einer. Das muss nicht immer der Primgeiger sein. Häufig wird der Harmonikaspieler das Spielgeschehen steuern; aber jeder der Mitspieler kann die Gemeinschaft leiten, durch Blicke, Gesten, Zurufe. Daher sollte man vor dem Beginn das Tempo überlegen, die ersten Takte vordenken, und natürlich für einen gemeinsamen Beginn sorgen, etwa durch Einzählen, durch Körperbewegungen – es muss allerdings nicht immer Dirigieren sein – oder sogar durch hörbares rhythmisches Atmen. Und nicht vergessen: Die Konzentration beginnt schon vor dem ersten Ton und endet erst, wenn der letzte Ton wirklich verklungen ist. ZurufeVerwendet werden viele Zurufe, je nach Bedarf und Überlieferung. Sie können auch eigene gestalten, etwa die Aufforderung "Soletti", wenn jemand ein Solo spielen soll. Ihre Mitspieler müssen aber wissen, was damit gemeint ist:
Derartiges kann natürlich nur ein Nicht-Bläser ansagen. Vieles davon kann aber auch ein Bläser durch Gesten und Blicke bewirken. Oft führen auch Geiger oder andere die Gruppe durch Gesten oder einfach durch Anschauen. Das erfordert allerdings viel Routine und Probenarbeit. Auch rhythmische und dynamische Unterschiede bedingen zusammenhören, zusammenschauen, auf einander eingewöhnen, eben miteinander und nicht nebeneinander spielen. Schwung kommt dann automatisch dazu. Nonverbale KommunikationMan kann Melodieteile so gestalten, dass jedem Mitspieler klar wird, was kommt.
Es gibt noch etliche andere Möglichkeiten, die gut klingen, die aber vor allem den Mitspielern Sicherheit bei den Übergängen bringen. Probieren Sie aus, was Ihnen einfällt. Und seien Sie dabei nicht zu zaghaft. Auch die Zuhörer können diese Variationen ruhig hören, sie bringen dann der Musik auch einiges an Schwung. All dies funktioniert aber nur, wenn die Mitspieler aufeinander hören und gewohnt sind, auf derartige Zeichen zu reagieren. Kleben Ihre Mitspieler nur an den Noten, hören sie sich gegenseitig nicht zu, können Sie dies alles wieder vergessen. Tonart abschauenVon einigen Instrumenten ist es leicht, die Tonart, in der soeben gespielt wird, abzuschauen und dann etwa als Gitarrist oder Bassgeiger frei dazuzuspielen.
RangordnungAlle Instrumente sind gleich wichtig. In einer Gemeinschaft gibt es keine wichtigen und unwichtigen Spieler, sondern nur Mitwirkende, die sich einem gemeinsamen Ziel unterordnen. Keiner darf zu laut oder zu leise sein, keiner darf aus der Reihe tanzen. Wichtig ist nicht Selbstdarstellung, wichtig ist nur das gemeinsame Ziel, gute Musik hörbar zu machen. Das ist leichter beim reinen Satz gleichartiger Instrumente; das wird schwieriger beim interessanteren gemischten Satz. Verschiedenartige Instrumente haben verschiedenartige technische Möglichkeiten für Phrasierung, Triller, Lautstärke und Ähnliches. Das alles auf einen Nenner zu bringen, bedeutet intensive Probenarbeit, bringt aber auch ein intensiveres Gemeinschaftserlebnis - und einen interessanteren Klang. Verschieden gestimmte InstrumenteA-D-G-C-Harmonika mit C-Instrumenten: Alle auf meinen Seiten veröffentlichten Instrumentalstücke stehen sowohl in Griffschrift für Steirische Harmonika als auch in Noten, gesetzt in den Tonarten A-D-G-C. Das passt sehr gut zum Zusammenspiel von Harmonika A-D-G-C mit Geigen und ähnlichen in C gestimmten Instrumenten. Besitzen Sie nur eine dreireihige Harmonika, etwa A-D-G, so müssten Sie Stücke aussuchen, die in diesen Tonarten notiert sind, in C notierte Stücke müssten C-Instrumente transponieren, Geiger müssten also das ganze Stück 4 Töne (eine Quint, 2 Notenlinien) höher oder 3 Töne (eine Quart, 1,5 Notenlinien) tiefer spielen als notiert. G-C-F(-B)-Harmonika mit B-Instrumenten (B-Klarinette, Flügelhorn in B): Für Sie gilt das oben Gesagte. Sie können direkt aus den von mir veröffentlichten Noten spielen. G-C-F(-B)-Harmonika mit C-Instrumenten: C-Instrumente müssten um eine Sekund (einen Ganzton, eine halbe Notenlinie) nach unten transponieren, einen ganzen Ton tiefer spielen - oder meine Noten umschreiben, einen Ganzton tiefer schreiben, oder meine Capella-Dateien transponieren. Sonst gilt das oben Gesagte. F-B-Es(-As)-Harmonika mit C-Instrumenten: C-Instrumente müssten um eine Terz (zwei Ganztöne, eine ganze Notenlinie) nach unten transponieren, zwei ganze Töne tiefer spielen - oder meine Noten umschreiben, zwei Ganztöne tiefer schreiben, oder meine Capella-Dateien transponieren. Sonst gilt das oben Gesagte. F-B-Es(-As)-Harmonika mit B-Instrumenten: Transponierende Instrumente in B müssten um eine Sekund nach unten transponieren, einen ganzen Ton tiefer spielen - oder meine Noten umschreiben, einen Ganzton tiefer schreiben, oder meine Capella-Dateien transponieren. Sonst gilt das oben Gesagte. Beispiel: Spielen Sie auf der dritten Reihe einer F-B-Es-As-Harmonika, dann erklingt Es-Dur. Spielt eine B-Klarinette G-Dur, wie in meinen Noten vorgesehen, dann erklingt F-Dur, transponiert die B-Klarinette noch einen Ton tiefer, greift also F-Dur, dann erklingt Es-Dur, und Sie spielen beide in der gleichen Tonart. In manchen Fällen ist erforderlich, Sie wechseln die Reihe auf der Harmonika. Wie das geht, erfahren Sie auf meiner Seite "Transponieren auf der Steirischen Harmonika". Und im äußersten Fall, wenn Sie überhaupt nicht selbst transponieren können, kann ich Ihnen einige wenige Stücke in Ihre Tonart transponieren. Bitte anfragen. Beispiel für ZusammenspielIch wähle als Beispiel den Lembacher Landler in Zusammenspiel von G-C-F-B-Harmonika und Flöte in C. Ich habe die Noten in G-Dur veröffentlicht, das wäre eigentlich die erste Reihe einer G-C-F-B-Harmonika. Die Griffschrift hab ich aber für die zweite Reihe veröffentlicht, also erklingt auf der G-C-F-B-Harmonika C-Dur. Der B-Bass bedeutet nämlich in der Griffschrift zweite Reihe. Auf der ersten Reihe, also in G-Dur ist das Stück nicht spielbar, da es im dritten Teil die Tonart in D-Dur wechselt, und die ist auf dieser Harmonika nicht eingebaut. Zwei Möglichkeiten1. C-Instrumente (Flöten) müssten von G-Dur in C-Dur transponieren. Nach oben (3 Ganztöne oder zweieinhalb Notenlinien höher) ist das wahrscheinlich ziemlich hoch, nach unten (4 Ganztöne oder dreieinhalb Notenlinien tiefer) müsste es bei diesem Stück gehen. Das müsste man allerdings schreiben oder auf dem Computer transponieren, vom Blatt spielen kann es kaum jemand. 2. Oder die Harmonika transponiert in die F-Dur, spielt also genauso, als ob ihre erste Reihe nicht vorhanden wäre. Der B-Bass in der Griffschrift bedeutet dann dritte Reihe. Dazu müssten die C-Instrumente von G-Dur in F-Dur transponieren, also alles genau einen Ganzton (eine Notenlinie) tiefer spielen. Viele können das bereits, da es in manchen Schulen gelehrt wird, es ist auch gar nicht so schwer. Der Harmonikaspieler sollte dieses Transponieren sowieso lernen. Näheres dazu auf der Seite Transponieren auf der Steirischen Harmonika. |
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