Musizieren nach Noten oder Griffschrift(gilt auch für das Musizieren nach sonstigen Tabulaturen)Sie meinen, wenn Sie nach Noten oder Griffschrift spielen, können Sie nichts falsch machen? Wurden diese Noten von Beethoven oder anderen wirklichen Könnern geschrieben, stimmt dies vielleicht auch. Bei Volksmusiknoten und genauso bei der Harmonika-Griffschrift wird aber häufig eine eigentlich abgekürzte Schreibweise verwendet. Reihenfolge der einzelnen MelodienEin Volksmusikstück steht heute sehr oft in drei verschiedenen benachbarten Tonarten, wobei mit der mittleren Tonart begonnen wird. In der Überlieferung war das nicht immer so, alte Stücke haben auch heute noch nur eine oder auch zwei Tonarten. Häufig werden die einzelnen Melodien eines Stückes in den Noten einfach hintereinander geschrieben, beispielsweise erste Melodie (A) in G-Dur, zweite Melodie (B) in D-Dur, in der Dominant-Tonart zu G-Dur, dann folgt sofort die dritte Melodie (C) in C-Dur, in der Subdominant-Tonart zu G-Dur. Sie dürfen aber nie von D-Dur direkt zu C-Dur wechseln, müssen daher immer die erste Melodie (A) in G-Dur wieder dazwischen spielen, auch wenn das in manchen Noten nicht ausdrücklich erwähnt ist. Es gibt mehrere gute Möglichkeiten, so ein Stück zu strukturieren, wobei die Wiederholungen beliebig sind, je nach gewünschter Länge des Stückes und Vorliebe für einzelne der Melodien:
Überlegen Sie bei jedem Stück, welcher Melodieschluss gefällt Ihnen (und damit auch Ihren Zuhörern) besser, und damit schließen Sie das Stück. Sie können mit dem 1. Teil aufhören, genauso mit dem 3. Teil, selten mit dem 2. Teil. Immer aber ist es der Teil mit dem schönsten, interessantesten Schluss. Verbindungen der einzelnen MelodienIn vielen Noten sind die Verbindungen der einzelnen Melodien eigentlich falsch geschrieben, jede Melodie für sich, ohne die notwendigen Übergänge. Kurzerinnerung an die Notenlehre: Der von Wiederholungszeichen eingeschlossene Melodieteil wird zweimal (oder so oft wie angegeben) gespielt. Steht dabei über dem Melodie-Ende eine eckige Klammer (Voltenklammer, erstes Haus), wird der eingeklammerte Teil bei der Wiederholung ausgelassen und gleich in die zweite Klammer (zweites Haus) gewechselt. So weit, so gut. Auf den A-Teil kann aber, wie oben ausgeführt, sowohl noch einmal der A-Teil als auch der B-Teil oder der C-Teil folgen, oder es folgt sogar der Schluss. Dazu wären eigentlich vier verschiedene Voltenklammern nötig. Die werden höchst selten tatsächlich ausgeschrieben. Häufig wird nur die eigentliche Wiederholung und der Übergang zum B-Teil ausgeschrieben. Den Übergang zum C-Teil (und den Schluss) muss man selbst erarbeiten. Das gilt häufig auch für den Übergang vom C-Teil wieder zum A-Teil. Manchmal wird auch jede Melodie für sich inklusive Auftakt in Wiederholungszeichen eingeschlossen. Haben die einzelnen Melodien nun möglicherweise verschieden lange Auftakte oder Schlussnoten, muss man auch hier die Übergänge selbst erarbeiten. Wichtig ist dabei, dass jeder Takt gleich lang bleibt, Auftakt und Schlusstakt ergänzen sich zu einem ganzen Takt, der genau die gleiche Länge hat wie die vorherigen oder anschließenden Takte. Allenfalls muss man Pausen oder Tonlängen kürzen oder sogar einzelne Töne weglassen, um die erforderliche Taktlänge einhalten zu können. Auch die Gesamt-Melodielänge soll gleich bleiben. Eine Melodie besteht meist aus 8 oder 16, seltener aus 12 oder 20 Takten, davon abweichende Taktanzahlen kommen äußerst selten vor. Eine beispielsweise 17-taktige Melodie ist meistens ein Irrtum des Musikanten. Taktwechselnde TänzeDie Polka wird im Zweiviertel-Takt (oder Vierachtel-Takt) notiert, passend dazu sollte der Walzer eigentlich im Dreiachtel-Takt notiert sein. Er wird aber seit jeher im Dreiviertel-Takt geschrieben, deshalb entspricht die übliche Schreibweise aller taktwechselnden Tänze nicht der Wirklichkeit. Sie ist eigentlich falsch, da eine Walzer-Viertelnote dem Wert einer Polka-Achtelnote entspricht. Bei reinen Walzerstücken oder Polkastücken ist dies unwichtig. Nun gibt es aber Stücke, die zwischen 2/4- und 3/4-Takt wechseln. Schreibweise von ZwiefachenDer Zwiefache wechselt zwischen geradem und ungeradem Takt innerhalb einer Melodie. Polka- und Walzertakte folgen einander nach manchmal regelmäßigem, manchmal auch ziemlich unregelmäßigem Muster. Dabei gibt es in verwirrender Weise zwei verschiedene Schreibweisen:
Ich verwende ausschließlich diese neuere Schreibweise, da sie für den Spieler leicht nachzuvollziehen ist. Die ältere Schreibweise ist zwar für den Tänzer logischer, jedoch schaut dieser höchst selten während des Tanzes in die Noten; wahrscheinlich liest ein Tänzer überhaupt nie Noten, sondern tanzt nur, was ihm der Musikant vorspielt. Spielweise von ZwiefachenSpielen Sie so, wie oben angegeben, dann ist das sicher richtig. Man hört aber auch andere Meinungen:
Etwas ausführlicher habe ich dies auch in Dancilla beschrieben, auf der Seite Spielweise von Zwiefachen. Bei meinen Neu-Veröffentlichungen von Zwiefachen habe ich diese Tempo-Unterschiede auch bei den Midi-Dateien berücksichtigt. Ich schreibe jetzt die Dreherteile mit MM = 184, die Walzerteile mit MM = 176. Leider kann ich das aus Zeitgründen nicht so schnell bei den vorher bereits veröffentlichten Zwiefachen durchführen. Taktwechselnde MelodienBesonders unter den Volkstänzen gibt es Melodien, die die Taktart wechseln, die zwischen Walzerteilen und Polkateilen wechseln. Oder Sie wechseln absichtlich den Takt, schließen etwa einen Walzer mit einer rasanten Polka ab. In den Noten steht meistens vor dem Wechsel ein Fermate (allerdings manchmal an der falschen Stelle, häufig fehlt dieses Zeichen auch). Das bedeutet, der letzte Ton (Takt) vor dem Taktwechsel gehört etwas gedehnt, länger gespielt. Obwohl es dazu verschiedene Auffassungen gibt, möchte ich versuchen, dieses 'etwas' zu fixieren. Günstig ist es, den Taktwechsel vorzuziehen, bereits einen halben oder ganzen Takt vorher auf die kommende Taktart umzusteigen. Ein Viervierteltakt wird also um einen Schlag verlängert auf 2/4 + 3/4, als Einleitung für den folgenden Walzer. Ähnlich kann man auch beim Übergang von Walzer zu Marsch oder Polka im letzten Walzertakt ein zusätzliches Viertel einschieben, der letzte Walzertakt wird daher bereits im neuen (4/4) Rhythmus gespielt. Wir betonen diesen vorgezogenen Rhythmuswechsel noch, indem die Gitarre (Bassgeige, Harmonikabass) laut und deutlich den neuen Rhythmus spielt, anstatt - wie sonst meist üblich - im letzten Takt auszusetzen. Als Beispiel zeige ich den Jägermarsch, zuerst in der üblichen Schreibweise, Übergang Marsch-Walzer: Und nun in einer etwas klareren, verbesserten Schreibweise für den Übergang Marsch-Walzer: Nun der Übergang Walzer-Marsch in der üblichen Schreibweise: Ebenfalls in der klareren, verbesserten Schreibweise für den Übergang Walzer-Marsch
Und zum Abschluss füge ich noch ein Midi-File ein, wo Sie den ganzen Jägermarsch hören oder downloaden können. Noten, Griffschrift und Tanzbeschreibung für diesen Tanz habe ich ebenfalls veröffentlicht. Transponieren von NotenFalls Ihnen die Tonart eines Stückes nicht passt, sollten Sie es vielleicht in eine andere Tonart übertragen oder transponieren. Darüber habe ich eine eigene Seite verfasst. |
Franz Fuchs Volksmusikschule
|