Schwer oder leicht gesetzte Stücke für die Steirische HarmonikaIch werde immer wieder gebeten, meine Stückln mit "schwer" oder "leicht" zu kennzeichnen. Diese Einordnung ist für mich schwierig: was dem Einen zu schwer ist, geht dem Anderen sehr leicht von den Fingern. Schwer oder Leicht , das ist eine sehr subjektive Angabe. Für jeden Mensch ist etwas anderes Sauschwer - oder Babyleicht . Ich werde häufig gefragt, nach welchem Schwierigkeitsgrad ich von mir veröffentliche Stückln setze. Das kann ich eigentlich nicht beantworten, es hängt von meiner eigenen Tagesverfassung ab. Aber meist bemühe ich mich, die Original-Melodie und eine dazu gut passende 2. Stimme nicht zu verfälschen. Wenn möglich, übernehme ich eine vorgegebene Melodie eins zu eins in die Griffschrift. Kommen mir einzelne Passagen für Durchschnittsspieler zu schwer vor, setze ich diese Passagen halt nur einstimmig. An anderen Tagen schreibe ich das Stück so auf, wie ich es spiele, oder wie ich glaube, dass es richtiger wäre, oder sogar, wie ich es gern spielen möchte, dies aber erst lernen muss - das ist dann meist sauschwerer Satz. Häufig setze ich nur einzelne Melodien eines Stückls etwas schwerer, beispielsweise bei manchen Zwiefachen oder Volkstänzen die Wiederholung einer einfachen Melodie. Ist Ihnen diese Wiederholung zu schwer, so wiederholen Sie halt die einfache Grundmelodie. DiskantWenn ein mehrstimmiges Stück für Sie zu schwierig ist, versuchen Sie es doch einstimmig, lassen Sie einfach die tiefer klingende Stimme weg. Aber Vorsicht: die tiefer klingende Stimme ist in der Griffschrift nicht immer die tiefer notierte, die innere Reihe klingt meist höher als die mittlere, die äußere klingt meist tiefer. Dass sich diese Höhe auch bei Druck und Zug verändert, ist für diesen Zweck unwesentlich. Auf meinen Seiten Lagenspiel sowie auf Griffschrift hören habe ich dazu Beispiele angeführt. Verzierungen kann man oft problemlos weglassen, wenn sie zu für das eigene Können zu schwierig sind. Es ist jedenfalls besser, einfacher oder einstimmig zu spielen, als den Rhythmus durch zu schweren Satz zu verhatschen. Übrigens, Sie spielen ja eine Harmonika, also wie der Name schon sagt, ein Harmonie-Instrument. Sicher könnte man manchmal schwindeln, sich besonders schwierige Stellen mit harmonisch passenden Tönen erleichtern. Aber Vorsicht: Wenn Sie das Stück jemandem vorspielen, der es Ihrer Meinung nach gut kennt, sollten Sie es nur dann verändern, wenn Sie ganz selbstbewusst sagen können: "Das ist halt meine Version, das gefällt mir genau so, wie ich es spiele. Volksmusik lebt von der Variation." BassWichtig ist beim Bass der Rhythmus, besonders kunstvolle Harmonie ist möglicherweise schön, aber nicht wichtig. Irgend welche Bassfiguren, die (noch) zu schwer sind, kann man meist problemlos weglassen und durch einfache Akkordbässe oder Wechselbass ersetzen. Bass für Anfänger
Meine EinschätzungAb sofort werden meine neuen Stückln, inzwischen auch schon alle alten, mit Schwierigkeitsgrad bezeichnet:
Aber noch einmal: der Schwierigkeitsgrad ist subjektiv, gilt vielleicht nicht für Sie, bitte ausprobieren. Übrigens - schwer oder schwierig hat nichts mit schön zu tun. Schön ist genauso wie schwer ein äußerst subjektiver Begriff. Einfache, leichte Stücke sind für mich, wenn rhythmisch und mitreißend gespielt, oft schöner als schwierige, die gerade noch spielbar sind. Und es ist (außer bei Volkstänzen) immer besser, langsam und gut zu spielen als zu schnell. Das Tempo richtet sich nach der schwierigsten Stelle des Stückes. Bei Volkstänzen sollte sich das Tempo allerdings auch nach den Tänzern richten, auch ein schlechter Tänzer sollte nicht hudeln müssen. |
Franz Fuchs Volksmusikschule
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